Pfarrblatt: Adolf, woher hast du gewusst, was alles zu tun ist?
Adolf: Ich habe Herrn Ing. Fleischhacker um Rat gefragt, da die Diözese regelmäßig derartige Umbauten durchführt. So wurden uns Restaurierungsfirmen empfohlen, die sich die Kapelle vorort angesehen haben zusammen mit Herrn DI Zechner, Hans Fleischhacker und Herrn DI Falkner vom Bundesdenkmalamt. Wir waren insgesamt 8-10 Personen. Die Kapelle abzureißen war angesichts des Zustandes auch ein Vorschlag. Wobei der Herr DI Falkner vom Bundesdenkmalamt bei der Idee fast einen Herzinfarkt erlitten hätte. Daher wurde zunächst beschlossen, eine Befundung durch die Restaurierungsfirma durchzuführen.
Hans: Ich kann’s nicht oft genug sagen, die fachgerechte Befundung zu Beginn einer Restaurierung ist absolut notwendig um ein Gesamtbild der Situation zu bekommen. Das ist in weiterer Folge auch Grundlage, um die alten Substanzen erhalten zu können.
Claudia: Es wäre so schade gewesen, wenn das Gebäude weggekommen wäre. Wie viele Gemeinden haben noch wirklich so kleine Schmuckstücke die 100 Jahre alt werden? Wenn ich etwas wegreiße und wieder aufbaue, fange ich wieder bei Null an zu zählen. Das Risiko von Rissen und Feuchtigkeit bleibt auch bei neuen Kapellen.
Adolf: Natürlich hat die Befundung bereits Geld gekostet, wobei aber die Diözese sofort die Hälfte der Kosten übernommen hat. Der Befundungsbericht war sehr umfangreich und beinhaltet auch einen Kostenvoranschlag, der den Wirtschaftsrat natürlich sehr beschäftigt hat. Ich wollte Kosten sparen und habe angeboten den Putz abzuschlagen. Da wäre ich in zwei Tagen fertig, bringe den Schutt weg zur Entsorgung und die Arbeiten könnten beginnen … Den zuständigen Experten ist bei meinem Vorschlag schlecht geworden!
Hans: Die Pfarre Apetlon hat sich sehr rasch für den Start der Restaurierung entschieden zeitgleich mit den anderen Projekten, die aus der Begehung im Dekanat Frauenkirchen entstanden sind. Dadurch konnte ich oft vor Ort sein um den Baufortschritt zu beobachten. Im Moment sind die Baustellen eher im Südburgenland. Diese intensive Betreuung vor Ort wäre jetzt bereits schwieriger.
Adolf: Bei dem Projekt habe ich soviel gelernt wie noch nie. Restaurieren und Sanieren sind wie tausend und eins. Über die Jahre wurde die Kapelle in guter Absicht immer wieder saniert.
Claudia: Zum Beispiel sind die Wände eingenetzt worden um die Risse abzudecken. Das hat aber das Mauerwerk dahinter erstickt.
Adolf: Die zwei Restauratoren hingegen haben fast mit Pinzetten gearbeitet: Abtragen, Schicht für Schicht, weil Restaurieren heißt zurück zum Urzustand! Das ist eine Arbeit mit Liebe und Gefühl. Die Restauratoren haben die einzelnen Schichten abgetragen, um die verschiedenen Farben und Putze freizulegen. Fugen wurden ausgekratzt, neuer Mörtel eingeschmiert, rasten lassen, … Diese beiden Herren haben elf dreiviertel Jahre Mariazell restauriert. Das waren zwei Kapazunder, echte Profis! Die haben mich sogar mal zu den Rindern geschickt, weil dort wo das Mauerwerk nicht getrocknet ist, müsse frischer Kuhkot eingearbeitet werden – kein Scherz! Kögl Erwin, der für die Rinder zuständig ist, hat mir das bestätigt: „Duit‘s leicht weißna?“, war gleich seine Frage. Er hat gewusst, dass Kuhkot früher verwendet wurde, wenn Mauerstellen nicht trocken geworden sind.