Meine Erinnerungen an 60 Jahre mit Msgr. Johann Lentsch

Ein Diamantenes Priester-Jubiläum zu feiern, ist eine seltene Gnade. Msgr. Johann Lentsch wurde sie zuteil. Seine zahlreichen Titel und Ehrungen wurden von mehreren Seiten bereits aufgezählt. Ich möchte mit meinem bescheidenen Beitrag einige andere Bereiche beschreiben: so, wie ich sie aus sehr vielen persönlichen Gesprächen erfahren, aber auch selbst erlebt habe.

Nach dem Krieg kam Johann Lentsch ins Seminar nach Mattersburg, das damals noch im Gebäude des Gymnasiums untergebracht war. Dorthin zu kommen, war zu dieser Zeit mehr als eine Herausforderung und (fast) alles, was man brauchte, war mitzunehmen. Neben Latein und Griechisch war Russisch Pflichtfach. Viele seiner Lehrer unterrichteten auch noch, als die ersten Apetloner nach Mattersburg kamen: Dr. Georg Ganser, OAR Herbert Thell und meine Wenigkeit, sowie mein Bruder Herbert, Bgm. Obst. Hans Loos u.v.a. Da gab es aber schon das neue Bischöfliche Knabenseminar.

Im Frühjahr 1959 – ich ging in die 1. Klasse – wurde Mgrs. Lentsch mit 6 weiteren Priesteramtskandidaten (unter ihnen auch Bischof Dr. Paul Iby) in der Seminar-Kapelle zum Diakon geweiht. Pfarrer Gruber maturierte in diesem Jahr.

Einige Jahre später wurde die Administratur Burgenland zur Diözese Eisenstadt mit dem 1. Bischof DDr. Stefan Laszlo gegründet und bald darauf begann Papst Johannes XXIII. das. 2. Vaticanum. Was mag in dem jungen Priester damals vorgegangen sein – zumal ja wir jungen Seminaristen schon aufmerksam verfolgten, was sich in Rom ereignete. Darüber hinaus wirkte der Kaplan Johann Lentsch in wenigen Jahren (1959 bis 1968) in vier verschiedenen Pfarren – am spannendsten mag es wohl in der gemischt konfessionellen Pfarre Zurndorf gewesen sein … .
Als der Hochwürdige Herr Pfarrer Johann Lentsch nach Apetlon kam, hatte unsere Pfarre einige turbulente Jahre mit drei verschiedenen Nachfolgern von Pfarrer Gotthard Seitz erlebt. Es war im Jänner 1968 und ich bekam das nicht gleich mit, weil ich zu dieser Zeit meinen Präsenzdienst bei der Militärmusik Burgenland leistete.

Es dauerte nicht lange, bis Anfang der 70-er Jahre der Kirchenbau in Angriff genommen wurde. Ich durfte als junger Lehrer im Organisationsbereich mitarbeiten. Ebenso vertraute mir der Herr Pfarrer eine Firmgruppe zur Vorbereitung an. Aber auch sonst gab es viele Kontakte: Theaterspiele mit der Kath. Jugend, aushelfen beim Kirchenchor, mit dem Musikverein und natürlich auch privat.

Unvergesslich bleibt mir einer der ersten Gottesdienstbesuche mit meiner Enkeltochter Denise, die wir für die Erstkommunion eingewöhnen wollten: Während der Hl. Wandlung wurde sie laut, und ich wollte mit ihr hinausgehen, um die Gemeinde bei dieser heiligen Handlung nicht zu stören. Msgr. Lentsch unterbrach die Liturgie und sagte, ich solle mit dem Kind dableiben und weiter wörtlich: „Der liebe Gott hat Denise so erschaffen, und wenn wir Christen sein wollen, dann haben wir sie so zu akzeptieren, wie sie ist!“
Seit dieser Zeit weist er uns immer wieder darauf hin, dass Kinder nicht stören, sondern dass wir uns freuen sollen, wenn sie kommen – und mit Jesus-Zitaten: „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich“ oder „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ oder „Wenn diese schweigen, werden die Steine reden“ unterstreicht er diesen Hinweis!

Msgr. Lentsch durfte sich auch über eine Primiz freuen: GR Mag. Stefan Schüller. Auch die beiden Primizianten Christian Klinger (väterlicherseits) und Günther Kroiss (mütterlicherseits) waren „halbe“ Apetloner.
Als ich mich 2005 entschloss, meiner Berufung als Diakon zu folgen, war Msgr. Lentsch nach meiner Gattin und nach meiner Mutter wichtiger Gesprächspartner und fortan auch Förderer und sehr interessierter Beobachter meiner Ausbildungszeit. Dafür möchte ich mit diesem Beitrag danken – ebenso für die inzwischen 7 Jahre meiner Tätigkeit. Bevor Hr. Pfarrer Schweifer zu uns kam, durfte ich mit Msgr. Lentsch und Diakon Christian im Team erfahren, wie Pastoralarbeit aussehen kann. Im neuen Team wünsche ich dem Jubilar noch viele gesunde und schöne Jahre des Wirkens im Weinberg des Herrn!

Ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott“ und für viele Jahre alles Gute! AD MULTOS ANNOS

Diakon Michael